Neue Software für eine Verkehrssteuerung per LiDAR-Sensorik wird in Solingen erprobt
Im März 2021 wird in Solingen die erste LiDAR-Sensoranlage probeweise in Betrieb genommen. Sie dient der Erfassung und Analyse von Verkehrsströmen.
Vielleicht haben Sie schon mehrmals einen Stau auf der Berliner Autobahn miterlebt und sich über die „Parkplatzszene“ geärgert. Wir haben das Fahrverhalten auf den Autobahnen in und um Berlin analysiert: Zwar kann jeder mehr als die Hälfte der Zeit 70 km/h ohne Geschwindigkeitsreduzierung fahren, aber die Zeit des durch Stau verursachten Stillstandes macht noch 5% aus.In einer vierwöchigen Testphase sollen im Rahmen des Projekts „bergisch.smart: KI als Enabler der Mobilität von Morgen“ (kurz: bergisch.smart_mobility) an der Kreuzung Hildener Straße/Untere Benrather Straße in Solingen Ohligs Verkehrsdaten durch zwei LiDAR-Sensoren datenschutzkonform erhoben und mithilfe einer intelligenten Software verarbeitet werden. Diese Daten liefern wertvolle Informationen für die Verkehrsplanung und damit für eine effektive Verkehrsführung in der Stadt.
LiDAR steht für Light Detection and Ranging,
also für die Lichterkennung und
Entfernungsmessung von Objekten und
Personen. LiDAR-Sensoren messen durch
gepulste Laserstrahlen die Entfernung von
bewegungslosen oder sich bewegenden
Objekten oder Personen.
Diese werden in Form einer 3D-Punktwolke visualisiert. Dabei erfasst der Laser nicht nur Verkehrsteilnehmende in einer Richtung, wie herkömmliche Verkehrskameras, sondern alle Verkehrsteilnehmer*innen im Kreuzungsbereich, egal ob auf dem Gehweg, dem Fahrradweg oder der Fahrbahn. So werden nicht nur Autos, LKWs und Motorräder, sondern auch Fahrräder und Fußgänger*innen in den Messungen berücksichtigt. Ein Vorteil der LiDAR-Technologie gegenüber herkömmlichen Verkehrskameras ist, dass nur Umrisse und Bewegungsabläufe von Objekten und Personen, nicht aber sensible Daten, wie Gesichter und Autokennzeichen, erfasst werden und somit eine Konformität mit der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) gewährleistet ist.
Ein weiterer Vorteil der neuen Technologie gegenüber den klassischen Induktionsschleifen ist, dass diese nicht in den Asphalt eingebaut, sondern am Ampelmast installiert werden. Bei Einsatz, Instandhaltung und Abbau einer LiDAR-Sensoranlage werden daher keine infrastrukturellen Arbeiten am Straßenbelag notwendig. Die Software zur Auswertung von LiDAR-Daten wurde dem Projektteam von bergisch.smart_mobility erstmals im November 2019 beim ersten Treffen der Gemeinsamen Kommission der Zusammenarbeit von Jiangsu (China) und NRW im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen vorgestellt. Umgesetzt wird das Vorhaben von den Technischen Betrieben Solingen (TBS) zusammen mit dem Technologieunternehmen LiangDao GmbH, das die Software liefert. Die Bergische Universität Wuppertal und die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft begleiten die Umsetzung und Evaluation. Alle Beteiligten haben einen entsprechenden Kooperationsvertrag geschlossen.
Alle Beteiligten in einer Videokonferenz
In den nächsten Wochen soll die Testphase in Solingen-Ohligs beginnen. Nach Beendigung sind eine ausführliche Auswertung sowie die Veröffentlichung eines Erkenntnisberichts geplant.
Über das Thema "LiDAR-Sensoren in digitalen Infrastrukturen" hat LiangDao gemeinsam mit Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm eine empirische Studie durchgeführt. Mehr Informationen finden Sie hier.